Projekt Pomodopi: wir messen die Bodenfeuchtigkeit
In der vergangenen Woche habe ich den Feuchtigkeitssensor in Betrieb genommen. Die meisten Bodenfeuchtigkeitssensoren, die bei den einschlägigen Onlinedealern angeboten werden, sehen so oder ähnlich aus:
Die „Gabelzinken“ steckt man in die Erde, und oben wird ein dreiadriges Kabel angeschlossen. Die Kosten liegen zwischen fünf und fünfzehn Euro, je nachdem, ob Sie den Sensor am nächsten Tag haben wollen oder ein paar Wochen Zeit haben, bis das Päckchen aus Shenzen da ist. Leider hat diese Bauform ein paar Nachteile. Der Anschluss für das Kabel ist nicht wasserdicht, dass heißt, Sie dürfen diesen Sensor nicht komplett vergraben, und starker Regen dürfte wohl auch schon zu Messfehlern führen. Bei Kontakt mit Wasser ist Korrosion nur eine Frage der Zeit, gerade beim Einsatz im Beet oder auf der Terrasse. Die Messfühler sind ebenfalls blankes Metall, das im Erdreich mit Sicherheit korrodieren wird. Schlimmer noch, bei manchen dieser Sensoren sind die Leiter in Kupfer ausgeführt – wenn das wegrottet und in die Pflanze gelangt, kann man selbige vergessen. Deshalb habe ich mich nach gebührendem Kopfkratzen für diesen Sensor entschieden:
Das ist ein VH-400 von der Firma Vegetronix. Er arbeitet kapazitiv, was in der Praxis primär bedeutet: kein Metall im Erdreich. Außerdem ist der Sensor wasserdicht vergossen, ich kann ihn also in der Pflanzerde versenken, um die Feuchtigkeit direkt am Wurzelballen zu messen. Einziger Nachteil: nach dem Erwerb ist man etwa fünfzig Euro ärmer – dafür bekäme ich mehr Tomaten, als ich unter Beibehaltung eines würdevollen Gesichtsausdrucks tragen könnte.
Der Sensor kam in der vergangenen Woche an und steckt jetzt testweise in einem kleinen Blumentopf auf Steffis Schreibtisch, aus dem unser Arbeitszimmer-Gummibaum wächst.
Der Gummibaum hat sich in der Vergangenheit bereits als sehr *hust* anspruchslos und widerstandsfähig erwiesen – nicht, dass er eine Wahl gehabt hätte – und hat sicher nichts dagegen, ein bisschen mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Der Sensor liefert seine Messwerte jetzt an den Raspberry Pi und dieser macht bunte Bildchen daraus. Im Diagramm sehen Sie, dass ich den Gummibaum gegen 12:50 Uhr gegossen habe und dass der Feuchtigkeitswert in den ersten Minuten sehr schnell sinkt, dann deutlich langsamer:
Und so sieht das Diagramm nach sieben Tagen aus, in denen der Gummibaum dürsten musste. In den letzten Tagen sank die Bodenfeuchtigkeit nur sehr langsam, nicht mehr als zwei bis drei Prozent pro Tag. Die Beschriftung an der X-Achse ist das Datum, sie reicht also vom 17. bis 24. Tag des Monats:
Noch 37 Prozent Bodenfeuchtigkeit nach sieben Tagen Durststrecke? Da stecken wir doch mal des Gärtners wichtigstes Messinstrument, den Zeigefinger, ins Erdreich. Und der fühlt: Trockenheit, aber sowas von. Ich notiere fürs Protokoll: 37 Prozent Bodenfeuchtigkeit bedeutet soviel wie „hätteste vorgestern mal gießen sollen“. Tja, wieder was gelernt.
Im nächsten Artikel, der in schätzungsweise einer Woche hier erscheint, dekliniere ich dann den ganzen elektro- und softwaretechnischen Nerdkram durch, mittels dessen man an die Sensordaten kommt und sie visualisiert. Bis dann!
Gärtnern für Nerds | pi-buch.info
26. Jan. 2015 @ 17:27:30
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Ponder
27. Jan. 2015 @ 14:48:26
Hm, damit ist mein „AuTomaten-Balkon“ praktisch schon gestorben … nach den Erfahrungen letztes Jahr kann ich noch sagen, dass Topfgröße, Erde, Standort und Pflanzenart eine recht große Rolle bei der nötigen Wassermenge spielen. Bei 10 großen Töpfen auf dem Balkon wäre ich allein für die Sensoren schon 500€ los – das kann ich nichtmal vor meinem inneren Nerd rechtfertigen, dafür bekäme ich schier unendlich viele Tomaten :(
Gibt es solche kapazititven Sensoren auch im Eigenbau? Mal recherchierchen …
Viele Grüße,
der Ponder
Charly
27. Jan. 2015 @ 20:12:03
Ponder, es gibt Leute, die berichten von guten Ergebnissen, wenn sie die preiswerten Sensoren nehmen und die Metallkontakte in Gips eingießen. Vielleicht ist das eine Alternative. Ich habe mich dagegen entschieden, weil ich befürchte, dass der Gips nach einer gewissen Zeit in der feuchten Erde einfach zerbröselt, aber vielleicht wäre es einen Versuch wert.
Ponder
27. Jan. 2015 @ 20:58:16
Die Elektronik-Komponenten in Harz eingiessen und die Sensorkontakte eingipsen? Taugen dann die Messwerte noch?
Eine kurze Recherche hat ergeben, dass man auch kapazitive Sensoren selbst bauen kann, mal sehen was ich davon realisieren kann.
Viele Grüße,
der Ponder
Charly
27. Jan. 2015 @ 22:32:23
>Die Elektronik-Komponenten in Harz eingiessen und die Sensorkontakte eingipsen?
Ja, könnte funktionieren.
Mischa
21. Apr. 2015 @ 08:25:28
Hm, ich habe so gar keine Ahnung von der Qualität dieser Hardware, aber hattest dur dieses (anscheinend technisch undokumentierte) ziemlich billige Gerät mal in Erwägung gezogen und verworfen?
http://www.dx.com/p/1-wire-temperature-and-humidity-sensor-142cm-143515#.VTXsnuGgos0
Charly
21. Apr. 2015 @ 08:53:42
Ja, die DHT-Sensoren kenne ich. „Humidity“ bezieht sich dabei aber auf die Luftfeuchtigkeit, Bodenfeuchtigkeit kann man damit nicht messen.
Mischa
24. Apr. 2015 @ 23:19:48
Auf die Gefahr hin, mich völlig zu blamieren (nachdem ich schon Bodenfeuchtigkeit nicht von Luftfeuchtigkeit bei Sensoren unterscheiden konnte), was hältst du von http://gardenbot.org/howTo/soilMoisture/ ?
Charly
25. Apr. 2015 @ 13:15:55
Prinzipiell funktioniert das, aber Du solltest zwei Sachen bedenken: Der Sensor reicht nicht besonders tief ins Erdreich, und Du musst die Anschlussdrähte besser isolieren als dort auf den Fotos zu sehen ist, sonst hast Du Korrosion. Insgesamt ist das aber wahrscheinlich die preiswerteste Möglichkeit, an einen Feuchtigkeitssensor zu kommen. Probier’s mal aus!
Jürgen Böhm
15. Jun. 2015 @ 17:18:54
Stichwort: kapazitive Sensoren
Bausatz für Giess-o-mat Sensor
https://www.mikrocontroller.net/topic/335407
St
28. Nov. 2015 @ 14:33:35
Vielen, vielen Dank für diesen Beitrag. Hierdurch habe ich das perfekte Weihnachtsgeschenk für meinen Vater gefunden! Ich suche schon lange nach einem nicht alzu teuren aber dennoch zuverlässigen Messgerät. Die Sachen von Vegetronix scheinen perfekt zu sein. Die Amerikaner machen halt doch noch immer wieder gute Produkte.
Lieben gruss.
Michael
21. Dez. 2015 @ 14:19:00
Sehr interessanter Blog!
Wie Ihr hier ja auch schon festgestellt habt, sind die zuverlässigen, fertigen Fühler leider recht teuer. :-(
Bei 10 Messstellen kommt man schon relativ schnell auf mehrere hundert Euro.
Zur nächsten Saison beabsichtige ich auch unseren Garten automatisiert zu bewässern. Da ich mich hobbymäßig mit Mikrocontrollern befasse, habe ich versucht einen Fühler selber zu bauen.
Mein Fühler im Selbstbau kostet keine 3€ und reicht aktuell aus um zu Messen ob die Erdfeuchte ideal, zu nass oder zu trocken ist.
Schaut einfach mal vorbei……Eure Meinung würde mich interessieren!
https://sites.google.com/site/mikrocontrollerpicaxe/projekte/messen/bodenfeuchtig-messen
Grüße, Michael
Kay
19. Mrz. 2016 @ 23:42:23
Bei wieviel Prozent sollte die bodenfeuchte für Tomaten nach deiner Erfahrung immer liegen?
Charly
21. Mrz. 2016 @ 09:39:53
Hallo Kay,
Zwischen 55 und 65 Prozent war bei mir immer ein guter Wert. Es kommt dabei aber schon auf die Beschaffenheit der Pflanzerde an. Sandiger Boden hält zB weniger Wasser, deshalb fällt die Bodenfeuchte hier schneller ab. Man gießt ihn deshalb öfter, aber mit geringeren Wassermengen.
Dirk
07. Apr. 2018 @ 08:58:15
Hey hallo,
Ich habe eine Gewächshausbewässerung für meine Eltern gebaut und günstigere Sensoren bei eBay gefunden.
https://www.ebay.de/itm/222623447273?ul_noapp=true
Evt. hilft es jemandem ;-)